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Angenehm unangenehm

Geschichten vom Maifeld Derby


 
 

Hasen für Warpaint, Rotwein für The National und Feuerwehreinsatz für den Busfahrer. Nicht ohne Grund setzen Jahr für Jahr Bands, Musikjournalisten und Fans gleichermaßen alle Hebel in Bewegung, um beim Maifeld Derby dabei sein zu können.

 

Das Mannheimer Festival ist eins der absoluten Schmuckstücke unserer vollgestopften Festivallandschaft und wir freuen uns, euch ein paar Geschichten aus dem Nähkästchen erzählen zu können.

Während Festivalbesucher sich Sorgen machen, ob der Werbegeschenk-Regenponcho im Falle von Regen auch wirklich hält oder ob die Kumpels endlich vom Bierholen zurückkommen, schaut das Leben von Festivalmachern meist etwas holpriger aus. Kleine Sorgen, große Dramen oder unscheinbare Momente, die als Motivationsschub für ein ganzes Jahr reichen – jeder hat seine ganz eigenen Geschichten und genau die wollen wir hören.

Zora / dabei seit 2013 / Artist Liaison & Mädchen für fast alles

Angenehm
Maifeld Derby 2014, The National warten gerade auf ihren Shuttle, bedanken sich nochmals für alles. Ich erzähle ihnen, dass extra jemand die besten Weingüter der Region abgefahren ist, um für sie besonders guten Wein zu holen. Scott, der Bassist wollte darauf hin dem Weinhändler eine E-Mail schreiben und sich bedanken. Da ich diese nicht zur Hand hatte, meinte ich, er solle sie mir schicken und ich leite sie weiter. Stattdessen kam eine Mail mit Betreff „Danke!“:
„Thanks for the great festival!
Love,
The National“

Unangenehm
2015 musste ich leider aus gesundheitlichen Gründen den ganzen Festivalsamstag pausieren – und wer mich kennt, weiß, dass mir das überhaupt nicht leicht fällt. Was mich besonders daran ärgert, ich hab wohl die lustigste Festivalgeschichte verpasst: einer der Nightliner musste seinen Wassertank füllen, aber wir hatten da leider nirgends eine Wasserleitung. Also hat unser lieber Achim kurzerhand die Feuerwehr eingespannt. Die haben dann mit dem Löschschlauch den Wassertank aufgefüllt.

Fabian / dabei seit 2013 / Geländeproduktion

Angenehm
Ein ganz wunderbares Erlebnis verbinde ich mit dem Maifeld Derby 2014: die wundervollen Warpaint mussten geshuttelt werden und so fuhren die bezaubernde Kollegin Zora und ich los. Dank eines Marathons und unzähliger Sperrungen, zeitlich alles viel zu knapp. Band im Auto und ab zum Festivalgelände. Da gab es diese eine Stelle, eine begrünte Verkehrsinsel mit unzähligen Hasen. Die Mädels total aus dem Häuschen – ich solle anhalten. Ging leider nicht, da kaum noch Zeit bis zur Show – ein schöner Moment mit tollen Menschen an Board. Gerne wieder and Crew-Love 4ever!

Unangenehm
Aufbau Maifeld Derby 2016 – kaum eine Menschenseele auf dem Gelände, eine bezahlte Crew zum vergessen. Morgen Show No1. und nichts ist fertig. Fertig sind einzig und alleine die wenigen freiwilligen Helfer – mich eingeschlossen: eine wahrhaftige Grenzerfahrung. Dank der Helfer konnten wir am folgenden Tag dennoch pünktlich das Gelände öffnen und in den kommenden Tagen den ein oder anderen Schönheitsfehler beheben. Wo war nochmal der Staplerfahrer?


Achim / dabei seit 2014 / Gelände & Produktionsteam

Angenehm:
Wie von Zora erwähnt, 2015 kommt ein Busfahrer (ziemlich upgefuckter Nightliner, glaube aus Belgien) zu mir, wo er denn seinen Frischwassertank auffüllen könne. Aus eigener Erfahrung, weil ich da mit meinem Bulli schon geparkt hatte, verwies ich ihn an den Pferdewaschplatz am anderen Ende der Straße. Er bedankte sich und ich radelte wieder zur nächsten Baustelle: den Mogwai-Manager beruhigen, dass er das bessere Backstagezimmer und den besseren Rotwein bekommt… Einige Zeit später traf ich den Busfahrer wieder, er hielt mich an und meinte in geilstem britisch englisch: „I need a Gardena Klick-System“ und spielte das Klicksystem mit deinen Fingern nach….“and it´s not allowed to drive the bus in the next 12 hours“ – der Bus stand 100te Meter von dem Waschplatz weg. Ich sagte ihm er soll sich gedulden. Inzwischen hingen wir die Backstage Schilder für Mogwai um, der Rotwein blieb der selbe. Ich wieder on Tour und in Gedanken, als ich an dem riesen großen Feuerwehrauto vorbeiraste… Mein Gehirn „Feuerwehr > Wasser > Nightliner“ Bingo. Ich zu den Feuerwehrleuten gestampft, die gerade eine ihrer Bratwürste im Helfercatering mampften, und erzählte von meinem Problem. Der Chef-Feuerwehrmann stand sofort mit seiner Schreibklatte neben mir parat „Männers, ihr bleibt sitzen, ich schau mir das mal an“. Irgendwann am frühen Abend winkte mir der frisch aus der Dusche kommende Busfahrer, freute sich wie ein Schnitzel und zeigte mir ein Bild, auf dem einer der Feuerwehrleute zu sehen ist, und sie mit allen Hilfsmitteln und Klebeband das Gardena-Klicksystem an einen Straßenhydranten angeschlossen hatten „Great man, that´s really great….I have enough water for the next days“.

Unangenehm:
Neben dem Ausfall von Zora, deren Rolle gar nicht mal so einfach zu übernehmen ist und allen nochmal was abverlangte, ganz klar das Unwetter beim Derby 2016. Den ganzen Platz ins Zelt evakuiert und versucht die Leute drinnen zu halten, mit zwei Händen und vier Personen ein Ding der Unmöglichkeit. Danach zu zweit mit Fabi und der Unterstützung der Securities den Campingplatz häppchenweise über das nicht beleuchtete Maimarktgelände in den Club evakuiert… Stundenlang und klatsch nass, Blasen an den Füßen, völlig übernächtigt. Es hätte bis dahin, seit meinem Mitwirken, das entspannteste Derby sein können… Dennoch, uns erreichte eine Welle an Dankbarkeit für diese Aktion !!!

Tickets & Infos : maifeld-derby.de
Facebook: facebook.com/maifeldderby