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Booking, Tontechnik und Getränkelogistik

Die Macherinnen und Macher vom MS Dockville (Teil 1)


 
 

interviews Johannes Jacobi
redaktion Corinna Haug
fotos Sascha Krautz

Vom Myspace Kommentar ins Booking und vom Praktikum zur Getränkelogistik. Die fleißigen Menschen hinter dem MS Dockville haben uns erzählt wie sie an ihre Jobs gekommen sind und was so auf der Tagesordnung steht.

 

Hanjo / 28 / Berlin / 4. Dockville

Was ist deine genaue Positionsbeschreibung?
Getränkelogistik für Künstler, Personal und VIPs.

Wie kam es dazu?
Ich hab angefangen mit einem Praktikum beim Artville. Das Jahr darauf wurde ich schon gefragt, ob ich mich nicht um die Getränke kümmern will, weil es noch niemanden gab, der sich da zuständig gefühlt hat.

Wie kann man sich einen typischen Tag bei dir vorstellen?
Ich komme morgens hier an und dann schreien eigentlich auch schon alle Leute nach Getränken. Ich hab ein paar Leute, die rumfahren und die Bühnen und Künstlerbereiche versorgen. Ich koordiniere das ein bisschen und habe ein Auge drauf, dass alle versorgt sind.

Gab es gestern eine große Baustelle, die unerwartet war?
Gestern war es noch entspannt, da war ja noch Aufbautag. Heute Morgen ist die Zapfanlage für Softgetränke im Cateringbereich der Künstler ausgefallen und da musste ich mich jetzt um Ersatz kümmern.

Wenn jetzt Künstler kommen, die heftige Starallüren haben, trifft dich das auch?
Das fängt die Künstlerbetreuung für mich ab. Die bestellt den Großteil der Getränke bei mir – gerade Schnaps, Bier und Softgetränke. Spezielle Sachen wie Champagner und so werden dann aber noch mal extra eingekauft.

Heute Morgen ist die Zapfanlage für Softgetränke im Cateringbereich der Künstler ausgefallen ...

Steht bei dir noch eine Baustelle an, die etwas aus dem Rahmen fällt?
Ich hoffe einfach, dass ich genügend Getränke für alle habe – das ist immer eine Sorge.

Wie unterscheidet sich das Dockville von anderen Festivals auf denen du arbeitest?
In den letzten vier Jahren ist das meine Festivalfamilie geworden. Es sind so ziemlich die gleichen Leute da. Es ist schön, die jedes Jahr wieder zu treffen.

Könntest du das Dockville für dich in einem Satz beschreiben?
Ein großes aber eigentlich kleines, schönes Festival.

Das Beste und Schlimmste an deinem Job hier ist?
Ich habe permanent Zugang zu Getränken. Aber wenn man dann nachts um 3 noch mal irgendwo Getränke schleppen muss, dann ist das nicht mehr so schön.

Annika / Hamburg / 25 / 9. Dockville

Deine genaue Positionsbezeichnung?
Head of Booking.

Wie kam es dazu?
Ich bin vor neun Jahren dazu gekommen, als ich einen Myspace Kommentar geschrieben habe, in dem ich mir Bands gewünscht habe. Der Geschäftsführer hat mir dann gesagt, ich sollte das doch lieber per Email schicken. So entstand ein reger Kontakt. Von da an hat sich das alles so weiterentwickelt.

Seit wann bist du offiziell ins Booking involviert?
Es ging da eigentlich direkt los, dass ich involviert war. Aber verhandelt habe ich da natürlich noch nicht. Das fing erst 2009 an.

Was machst du im normalen Leben?
Das ist mein normales Leben. Ich buche über das Jahr hinweg ungefähr 170 Bands, auch für Spektrum und die Artville Veranstaltungen. Das ist ein weit verbreitetes Klischee, dass man das nicht das ganze Jahr über machen kann. Aber wenn man sich mal vorstellt, dass man erstmal mindestens 170 Acts kennen muss, eigentlich eher die doppelte Anzahl, dann noch verhandeln und Deals ausarbeiten – da kann man sich das doch leicht vorstellen, dass das ein ganzes Jahr dauert.

Ich bin vor neun Jahren dazu gekommen, als ich einen Myspace Kommentar geschrieben habe, in dem ich mir Bands gewünscht habe.

Kannst du den Bookingprozess mal von A-Z beschreiben?
Es fängt damit an, dass man eine Band interessant findet. Es gibt heute ja tausende Kanäle und Möglichkeiten auf tolle Musiker aufmerksam zu werden. Dann muss ich herausfinden, wer sich um die Band kümmert, also wer der Ansprechpartner ist, mit dem ich in Kontakt treten kann. Dann das in Kontakt treten selbst und abfragen, ob der Act verfügbar ist und Interesse daran hätte, zu spielen. Darüber hinaus das Verhandeln über Geld, wann der Act spielt und in welchem Umfang: Was sind die Konditionen und darf er auch noch auf anderen Festivals spielen. Wenn das alles bestätigt ist, dann gebe ich das weiter an die Kommunikationsabteilung und die gibt es dann der Öffentlichkeit bekannt.

Wie sieht dein typischer Festivaltag aus, nachdem das Booking durch ist?
Da gibt es zwei Szenarien. Beim ersten läuft alles rund, dann habe ich alle Freiheiten mir auch anzugucken, was ich hier fabriziert habe.
Ein anderer Fall ist, das alles schiefläuft. Wir haben Unwetter, das Festival wird unterbrochen. Dann bin ich dafür zuständig, den Timetable umzubauen.

Gab es gestern irgendwas, was vom normalen Ablauf abgewichen ist?
Nö, gestern war alles easy. Ich warte jetzt nur noch darauf, dass alle Acts kommen, keiner im Stau steht oder krank wird.

Gibt es aus den letzten Jahren eine Geschichte die besonders heraussticht für dich?
Bei Foals hat es tatsächlich sehr lange gedauert, bis die das erste Mal auf dem Dockville gespielt haben: Das war 2013. Da hatten wir aber schon mehrere Jahre verhandelt bis das geklappt hat. Die letzten drei Jahre haben sie gar nicht in Hamburg gespielt, aber jetzt 2016 wieder hier bei uns.
Aber auch wenn eine Band dann groß wird: Milky Chance z. B. hat damals hier gespielt, bei denen ging das ja ganz schnell. Die hatten wir damals als winzigen Act gebucht. Danach haben sie schon auf der zweiten Hauptbühne gespielt und kurz danach dann schon als Headliner.

Ein großes aber eigentlich kleines, schönes Festival.

Christian / 41 / Hamburg / 5. Dockville

Deine genaue Positionsbezeichnung?
Tontechnik und Systemtechnik.

Wie kam es dazu?
Durch die Firma, in der ich früher gearbeitet habe. Wir haben hier viel Technik gestellt und arbeiten auch mit dem Hauptverleiher zusammen.

Wie kann man sich einen normalen Tag bei dir vorstellen?
Viel zu früh aufstehen. Kaffee trinken und schnell duschen. Früh an der Bühne sein, weil der Headliner rechtzeitig zum Einbauen kommt. Dann wird ein bisschen rumgesessen und gewartet. Zwischendurch kommen andere Bands, die auch vorbereitet werden müssen. Generell einfach da sein, falls man gebraucht wird. Dazu noch die Bandeigenen Tontechniker betreuen, damit die sich wohlfühlen und alle happy sind.

Die machen dann ihren eigenen Soundcheck?
Ja, bei so einem Festival kommen die Bands zu 95% mit ihren eigenen Tontechnikern. Da bin ich dann nur zum Betreuen da.

Was ist heute noch die größte Baustelle für dich?
Ich glaub der Headliner baut sich gerade auf. Die haben, glaube ich, einen 40 Tonner dabei, das muss jetzt erstmal auf die Bühne. Damit habe ich aber nichts zu tun.

Staubig und Friedlich.

Was wäre dein Horrorszenario?
Das Wetter tatsächlich. Das kennt man ja auch vom Hurricane oder Rock am Ring. Da kann man dann auch nichts dagegen machen. Aber so wie es gerade aussieht, bleibt es heute schön.

Gibt es eine Geschichte aus den letzten Jahren, die für dich heraussticht?
Eigentlich lief hier immer alles reibungslos ab. Da ich hier schon verschiedenste Bühnen gemacht habe, habe ich auch die verschiedensten Leute kennengelernt und auch wieder treffen dürfen. Das sind einfach alte Freunde, die man ewig nicht gesehen hat.

Das Dockville für dich in einem Satz.
In der Regel zuhause schlafen. Staubig…Du wolltest ganze Sätze haben, oder? Staubig und Friedlich.

Das Beste und Schlimmste an deinem Job hier?
Wenig Schlaf ist das Schlimmste. Also wirklich schlimm ist das auch nicht, aber wenn ich etwas als schlimm bezeichnen müsste, dann das. Kein direktes Catering an der Bühne. Aber das ist auch geregelt, wir kriegen dann was geliefert. Wäre natürlich trotzdem schön, immer ein paar Brötchen zur Hand zu haben. Das wären so die negativen Punkte, wobei das ja auch alles geklärt ist.
Das Schönste ist, dass ich heute einen alten Bekannten wieder getroffen habe, den ich seit zwei Jahren nicht gesehen habe. Ich weiß auch noch von anderen Bands, die heute auf anderen Bühnen spielen, da kommt dann auch noch mal der Backliner vorbei oder mal ein Tonkollege oder vielleicht auch mal ein Musiker… Happy Family.

MS Dockville 2017: Festival für Musik und Kunst / Hamburg / 18.-20. August
Facebook: facebook.com/dockville
Website: msdockville.de

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