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Deckel auf Topf in den Harzer Bergen:

Erinnerungen vom Rocken am Brocken 2016


 
 

text Johannes Jacobi
redaktion Johannes Jacobi
fotos Dominik Wagner & Sascha Krautz

Umgeben von schönsten Wäldern und den Harzer Bergen steigt seit nunmehr zehn Jahren das Rocken am Brocken Festival. Schon bei der Anreise lässt sich erahnen, dass man es hier wirklich mit einem Festival in der Natur zu tun hat und spätestens beim ersten Rundgang wird klar, dass das Festivalgelände zu den schönsten in Deutschland zählt.

 

Aber nicht nur die Location sticht heraus – hier scheint irgendwie alles auf ganz natürliche Weise aufeinander abgestimmt. Fangen wir von vorne an.

Um noch ein bisschen von der Stimmung vor der Eröffnung des Festivals einzufangen, reisen wir bereits am Mittwoch an. Keine schlechte Entscheidung, denn nach nur wenigen Minuten auf dem Gelände ist unsere Anreise schon vergessen und es fühlt sich ein klein bisschen nach Urlaub an. Klar, es wird noch geschraubt, gesägt und gehämmert, aber grundsätzlich ist die Stimmung unter Veranstaltern und Helfern so derartig entspannt, dass ein Festival mit über 4.000 Menschen in weiter Ferne scheint.


Daran ändert irgendwie auch die abendliche Ansprache von Gründervater Markus nichts. Das komplette RaB Team hat sich im Cateringzelt versammelt und beim Feierabendbier erzählt der Chef von den Anfängen des Festivals. Sichtlich bewegt wohlgemerkt, denn während seiner kleinen Rede wird ihm bewusst, dass er hier vor zehn Jahren mal mit insgesamt 600 Freunden und Freundesfreunden auf dem Platz stand, um eine kleine Sause im Harz zu genießen. Dass aus dieser Idee ein stattliches Festival mit tausenden Besuchern und einem eingeschworenen Team gewachsen ist, berührt in diesem Moment nicht nur den, der davon erzählt. Morgen wird zehnjähriger Geburtstag gefeiert und während es sich aktuell noch nach Feelgood-Ferienlager anfühlt, steigt die Vorfreude auf die große Feier.


Es ist Donnerstagnachmittag, der Campingplatz ist bereits gut gefüllt und das Infield öffnet seine Tore. Die ersten Besucher rennen an uns vorbei, um das rausgeputzte Gelände zu begutachten und sich einen Platz in der ersten Reihe zu sichern, während andere eher entspannt und schlendernd in Richtung Hängematten steuern. Es geht los und Meute eröffnen die Mainstage. Perfektes Booking für den Opening-Slot, vorbei ist die Ruhe. Es wird gehüpft, getanzt und gelacht und wer nicht vor der Bühne tobt, hat weiter hinten auf den scheinbar inzwischen legendären Heuballen eine top Aussicht.

Ein paar Stunden später, es ist bereits dunkel, hat die Sause sich von der Mainstage über das komplette Gelände verteilt. Kakkmadafakka, laut unseren Besucher-Interviews übrigens absoluter Publikumsliebling, covern gerade schamlos einen alten Mitsing-Schinken und im Jägerzirkus warten schon die Ersten auf die anschließende Indieparty. Auf den zwei, zwischen Bäumen gut versteckten Elektrofloors wird fleißig gestampft und wer schon genug von Musik hat, verkriecht sich zum Knutschen in die liebevoll gefertigten Sitzmuscheln im Waldgelände. Auf dem Campingplatz findet derweil, in der aus zwei Pavillons errichteten Festivalkirche, eine Massenhochzeit statt und ein paar Meter weiter baut eine Gruppe übermotivierter Verkleidete gerade eine Gartenanlage um ihre Zelte. All das wirkt so natürlich, so eingespielt, als wenn all diese Menschen hier regelmäßig zusammenkommen und jeder schon weiß, was voneinander zu halten ist. Die Erwartungen der Besucher scheinen erfüllt und die Veranstalter scheinen das zu wissen. Man ist eingespielt, aufeinander abgestimmt, man hat sich gefunden und jeder Marketingexperte hätte hier ein Leichtes, den Begriff „zielgruppengerecht“ zu erklären. Deckel passt auf Topf.


Später, beim letzten Bier vorm Zelt fällt auf, dass die Crowd auf der Indieparty lauter ist und weiter schallt als die Musik selbst. Nicht weil der Sound schlecht ist, sondern der Leute wegen. Herzhaftes Mitsingen als Zeichen der Freude über den Geburtstag von Rocken am Brocken? Wir freuen uns auf Morgen, auf den Rest dieses Festivals und auf die nächsten zehn Jahre Urlaub in der Natur. Tschüssi!