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Erinnerungen vom Elbjazz 2018

Viele Wege führen zur Werft


Mit 20.000 Gästen und mehr als 50 Konzerten ist das Hamburger ELBJAZZ das größte Jazz-Festival des Landes. Nicht nur großartige Jazz-Acts aller Ecken, sondern auch die ziemlich einzigartigen Konzertlocations machen das Festival zu einer Veranstaltung der wirklich besonderen Art. Daniel Wetzel und Sedef Iskin waren für Höme vor Ort und haben ordentlich draufgehalten.

text Sedef Iskin
redaktion Tina Huynh-Le
fotos Daniel Wetzel





Musikfestival mit Hafenflair

Wer Häfen und Jazzmusik mag, ist hier genau richtig! Das Elbjazz ist ein zweitägiges Musikfestival für Jung und Alt in unverwechselbarer Hafenkulisse. Zwischen riesigen Kränen funkeln Discokugeln, vor Schiffscontainern entstehen Bühnen. Umrahmt von der Elbe kann man sogar auf einem Schiff (das HamburgerInnen als Event-Location vertraut sein dürfte) kleineren Konzerten lauschen, auf dem Oberdeck zu Musik internationaler DJs bei einem Drink ausspannen oder das Tanzbein schwingen. Die MS Stubnitz führt seine BesucherInnen an einen abgelegenen, noch rohen Ort der wachsenden HafenCity. Hier haben wir das Gefühl, weit weg zu sein, fernab von der Stadt und dem Alltag.

Viele Wege führen zur Werft...

Wir beginnen das Festival bei Temperaturen um die 30 Grad mit einer Barkassenfahrt zur Werft. Los geht es in der Speicherstadt am Sandtorhöft vor der Elphi. Mit warmherzigen und humorvollem Schnack des Kapitäns bekommt man hier eine gute Portion Hamburg zu sehen und zu hören! Der Barkassenshuttle verkehrt regelmäßig bis in die Nacht. Wer Wartezeiten vermeiden und ein Stück Hamburger Geschichte erleben möchte, geht zu Fuß und unterirdisch durch den Alten Elbtunnel. Von einer Konzertlocation zur nächsten gelangt man außerdem mit dem für das Festival eingerichteten Busshuttle. Für uns gilt „der Mix macht’s“ und wir genießen die vielseitigen Transfermöglichkeiten, die Hamburg wunderbar erlebbar machen.

Mehr als klassischer Jazz

Das Programm bietet weit mehr als klassischen Jazz. Es macht Spaß neben renommierten Jazzgrößen wie Nils Wülker und Kamasi Washington Newcomer wie Kinga Glyk und The Marcus King Band zu entdecken. Ein Blick ins Programm zeigt schnell, dass das Line-Up ein breites Musikspektrum von traditionellem Jazz über Hip Hop bis hin zu experimentellem Pop vereint. Sogar ein A-cappella-Ensemble (Estonian Voices) ist im Programm.

Nach dem beeindruckenden Konzerterlebnis der französischen Harfenistin Laura Perrudin und Urlaubsgefühlen bei karibischen Klängen an Deck sind wir überrascht, uns mit dem Busshuttle in nur 15 Minuten auf der Werft wiederzufinden. Das Werftgelände von Blohm+Voss ist für uns das Herzstück des Elbjazz – Hafenfeeling pur! Hier treffen die Zeugnisse alltäglicher Hafenarbeit (Container, Kräne, Frachtschiffe) auf internationale Musiker und FestivalbesucherInnen, Wasser auf Land, die hanseatische Brise auf kulinarische Düfte vom Street-Food-Market. Der, ganz im Trend der Zeit, vom Pulled Pork Burger, der klassischen Grillwurst bis hin zur Waffel alles bietet, was der Magen begehrt.

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Während eines Posaunensolos beim Konzert der NDR Bigband auf der Hauptbühne ertönen tiefe Klänge eines Riesendampfers. Die Queen Mary 2 ist ebenfalls zu Gast in Hamburg und scheint im Vorbeifahren wenigstens kurz Teil des Festivals sein und durch mehrmaliges Ertönen des Schiffshorns einen musikalischen Beitrag leisten zu wollen. Von gegenseitiger Anwesenheit überrascht und amüsiert winken die KreuzfahrturlauberInnen und die Festivalgäste grüßen euphorisch zurück.

Das Elbjazz hat sich viel Hörens- und Sehenswertes überlegt und ist auf jeden Fall einen oder mehrere Besuche wert – ein Festival mit ganz besonderem Flair.