interviews Johannes Jacobi
fotos Sascha Krautz & Felix Strosetzki
In nur zwei Wochen steigt das diesjährige Feel Festival am Bergheider See. Im Moment herrscht auf dem durchaus beeindruckenden Festivalgelände reges Treiben und ein Teil des Teams wohnt bereits seit über einem Monat in Zelten und Campern direkt am See. Wir haben uns das Spektakel mal genauer angeschaut, den Aufbau fotografiert und ein paar der Menschen dahinter zur Rede gestellt.
Martin / 31 / Berlin
Wie würdest du deine Rolle beim Feel selbst beschreiben?
Jonas Bezeichnet es immer als Schnittstelle zwischen allen Personen und Bereichen. Ich mache ein bisschen Booking, ein bisschen Produktion, ich steck eigentlich überall ein Stück weit drin. Das ist daraus entstanden, dass wir uns frühzeitig mit wenigen Personen so geordnet haben. Bedeutet, dass jeder in vielen Themen mitschwimmt und wirkt und aus dieser Struktur hat sich ergeben, dass ich die Schnittstelle für alle anderen bin.
Hast du kurz die bisherigen Besucherzahlen parat?
Im ersten Jahr haben wir uns relativ spät entschieden das Festival zu starten, hatten dann aber trotzdem schon 2.500 Besucher da. Im zweiten Jahr, am Kiekebusch See, waren wir mit 5500 Besuchern schon im März ausverkauft und letztes Jahr, das erste Mal am Bergheider See, hatten wir 12.500. In diesem Jahr werden wir circa 15.000 Besucher haben.
Was denkst du wie ist dieser Wachstum zu erklären?
Ich denke weil wir uns versuchen abzuheben und ein Programm gestalten, welches uns selbst wiederspiegelt. Wir sind kein reines Techno-Festival, sondern haben auch Live-Bühnen, Workshops, Kinos, Theater… Eigentlich alle kulturellen Sachen die uns auch privat interessieren versuchen wir beim Festival zu integrieren.
Man ist ja bei so einem Wachstum sicher erstmal überfordert. Wie seid ihr damit umgegangen?
Man wächst ja mit seinen Aufgaben und bei einem Festival sind die Ereignisse ja sowieso nicht wirklich vorhersehbar. Wir planen so gut wie möglich im Vorab, aber man muss ja mit dem Wachstum auch flexibel sein und sich immer wieder auf neue Situationen einstellen. Das ist auch eine der Stärken unseres Teams – flexibel zu agieren und auch zu reagieren.
Wird man mit so einem Wachstum schnell größenwahnsinnig was Headliner angeht?
Wir haben uns in diesem Jahr entschieden, kein Line-Up im vorab zu veröffentlichen, aber trotzdem ein schönes Programm zusammenzustellen. Unser eigener Anspruch und unsere Intention war von Anfang an, Künstler und Freunde zu buchen, die wir selbst auch privat hören. So handhaben wir das auch heute noch, aber jetzt haben wir natürlich aufgrund des Wachstums auch andere Möglichkeiten was die Größe der Künstler angeht.
Mit der Größe wird auch das Thema Sicherheit immer wichtiger, gerade bei so einem Gelände wie dem euren. Wie ist da eure Herangehensweise?
Die beste Art der Sicherheit ist natürlich erstmal wenn alle aufeinander achtgeben. Aber klar, das Gelände ist groß. Es gibt ein ordentliches Sicherheitskonzept, es gibt nette Sicherheitskräfte, es muss wahnsinnig viel beleuchtet werden, an diversen Punkten muss es Sicherheitshinweise geben, es muss Wasser geben wegen der Hitze und wir versuchen auch im Vorab schon ordentlich aufzuklären und auch im Programmheft auf wichtige Themen hinzuweisen. Es ist natürlich schwierig, sich zu entspannen und zu hoffen das alles funktioniert, du musst immer wachsam sein.
Glücklicherweise haben wir ein tolles Publikum. Im letzten Jahr zum Beispiel hatten wir einen Rollstuhlfahrer hier und der hatte es auf dem Gelände natürlich nicht so einfach mit dem ganzen Sand. Aber die Besucher haben den dann überall hingetragen und mitgenommen, obwohl sie sich anfangs gar nicht kannten. Ist quasi ein super Miteinander und darauf kommt es dann am Ende auch an.
Soll es in Zukunft vielleicht auch mehr VIP Bereiche geben und so vorbereitete Areas mit übertrieben ausgestatteten Zelten und solchen Sachen?
Nein auf gar keinen Fall. Der VIP teilt sich den Tisch mit dem Aufbauhelfer und wir legen viel Wert darauf, dass gefühlt alle gleich sind.
Warum Feel Festival? Warum sollte man hier als Besucher hin?
Weil es immer wieder neue Dinge zu entdecken gibt und man sich immer wieder selbst neu entdecken und neu definieren kann.
Alex / 32 / Berlin
Wie fing das für dich an mit dem Feel?
Wir haben das vor 4 Jahren in der WG Küche gegründet, mit dem Wunsch ein Festival zu schaffen, das die Menschen und Gäste an einen Ort holt der Besonders ist und an dem Kunst und Kultur stattfinden. Vor zwei Jahren sind wir hier an den Bergheider See gewechselt und können in diesem Jahr jetzt 350 Künstler und Musiker präsentieren und haben über 150 verschiedene Deko und Visual-Crews.
Was wäre deine Positionsbeschreibung hier?
Ich bin im Veranstalterteam und habe die Künstlerische Leitung. Vor allem kümmere ich mich um die ganzen Deko und Kunstcrews, die Performances und einen Großteil des DJ-Bookings.
Was war die letzten Tage bei dir Thema?
Ein großes Thema ist immer, wie man die einzelnen Orte gestaltet kann, an denen dann Kunst passiert. Da geht es vor allem um Installationen und da ist uns wichtig, dass die einzelnen Kunstwerke so positioniert sind, dass sie die Kraft und Ausstrahlung voll entfalten können. Ein weiterer wichtiger Punkt war für mich, dass meine Wäsche aus der Waschmaschine geklaut wurde. Meine Lieblingsklamotten die ich gerade gewaschen hatte. War dann natürlich nicht so, sondern jemand aus unserem tollen Team hat sie einfach schon aufgehängt. War dann also doch alles wieder gut.
Was kommen noch für Baustellen für dich?
Ich muss heute den Timetable noch finalisieren und ich habe heute mit der lieben Katharin am Programmheft gearbeitet. Das liegt mir sehr am Herzen da wir ja auf diesem Wege auch mit unseren Gästen kommunizieren und da auch eine gewisse gesellschaftliche Botschaft mit einfließen soll. Und ab nächster Woche geht die große Anreisewelle der verschiedensten Crews los, das muss koordiniert werden.
Während des Festivals kümmere ich mich dann um das Wohlergehen unserer Künstler und Besucher.
Denkst du, dass ihr euren Werten trotz des enormen Wachstums treu bleiben könnt?
Ja, da ist die Fusion ja auch ein gutes Beispiel. Die sind sich trotz einer Größenordnung von 70.000 Leuten immer treu geblieben. In solche Dimensionen wollen wir zwar nicht, aber ich denke, dass man auch bei starkem Wachstum seinen Maximen folgen kann. Solange man nicht vergisst wie man selbst als Gast oder Künstler behandelt werden möchte, ist man auf dem richtigen Weg und kann sich auch treu bleiben.
Was ist das Beste und das Schlimmste an deinem Job hier?
Ich stehen jeden Morgen wirklich mit einer krassen Leidenschaft auf und freue mich über das hier. Hier sind so viele Freunde die ich teilweise seit 10 – 15 Jahren kenne und die das hier gemeinsam mit uns gestalten. Auch extrem schön ist, dass wir unsere Vision jetzt auch umsetzen können und die Gäste ein Stück weit aus ihrer Alltagsroutine abholen können, um ihnen zu zeigen, was es vielleicht noch für alternative Lebensentwürfe gibt. Es gibt nicht wirklich Sachen die mich hier stören.
Was ist dein Lieblingsgetränk hier?
Ich liebe Apfelschorle. Zwar auch Wasser mit Sprudel oder Milch, aber besonders Apfelschorle. Manchmal trink ich natürlich auch Jägermeister, aber zum Beispiel Bier mag ich gar nicht.
Denice / 23 / Berlin
Wie bist du zum Feel gekommen?
Ich bin letztes Jahr mit meinem alten Kollektiv hier gewesen und hab dann an der Strandbühne gearbeitet.
Was wäre jetzt deine Positionsbeschreibung?
Meine Positionsbezeichnung lautet Freigeist! Und ansonsten arbeite ich im Bereich Dekoration für die Line-Up-Schilder der einzelnen Floors.
Was stand gestern auf der Tagesordnung?
Ich musste jedem mein Strand- Line-Up zeigen, weil ich darauf ganz doll stolz bin.
Was steht jetzt vorm Festival noch an?
Die Unordnung hier zu beseitigen, da mein Arbeitsplatz dann zum Floor wird.
Das Beste und Schlimmste an deinem Job hier?
In der Natur arbeiten, völlig frei zu sein und mit Leuten zu arbeiten die alle super gut harmonieren. Und das Schlimmste ist meine Haut! Ich habe mich jetzt zweieinhalb Wochen nicht im Spiegel gesehen aber ich merke es halt.
Stressbedingter Abbau oder was?
Nein ich glaube es liegt daran dass ich keinen Döner mehr esse. Wir haben hier einen echt guten Koch und der macht immer so viel Gemüse. Das kenn ich sonst nur als Beilage im Döner.
Was ist dein Lieblingsgetränk hier?
Meine selbst mitgebrachte Monster-Capri-Sonne und Kaffee.
Noch andere Festivals dieses Jahr?
Nein, eigentlich habe ich mich aufs Feel und Artlake festgelegt. Nach dem Feel geht es erstmal nach Amsterdam für eine kurze Kreativpause und dann komm ich wieder her.