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Festivalromantik per definitionem:

Erinnerungen vom Watt en Schlick 2017


 
 

text Johannes Jacobi
redaktion Tina Huynh-Le
fotos Till Petersen

Wir wissen inzwischen: Das Watt en Schlick Festival wurde gerade beim Helga auf dem Reeperbahn Festival zum besten Festival des Landes gekürt. Warum das nur eine Frage der Zeit war, ist wiederum nur denjenigen bekannt, die schon einmal dabei waren. Um so wichtiger also, das Spektakel mal etwas näher zu beleuchten.

 

Das Spannendste und vielleicht auch Witzigste zuerst: Als der Gründer und Festivalleiter Till Krägeloh 2012 die Idee zum Festival hatte, war er mit Anfang 30 noch nie selbst auf einem. Das mag auf den ersten Blick befremdlich und unverständlich wirken, aber ganz offensichtlich waren keine Jahre des Researchs auf anderen Veranstaltungen von Nöten. Das Watt en Schlick war von Anfang an ein Festival mit großem Alleinstellungsmerkmal und ein Festival für Musik und Kulturbegeisterte aller Altersklassen.


Sicher, die wunderbare Kulisse direkt am Wattenmeer spielt da ein tragende Rolle, genauso wichtig aber sind auch die Künstler, welche von Tag 1 an mit viel Bedacht und Feingefühl gebucht wurden.

Der Mix aus Jamie Lidell, Bilderbuch, Parcels, Joy Denalane, Studio Braun, Megaloh, Super Flu, Die Höchste Eisenbahn, Oum Shatt, Christiane Rösinger, Wigald Boning und Die Heiterkeit ist anderswo selten zu finden und sorgt dafür, dass das mit den verschiedenen Altersklassen hier wirklich stimmt. Da ist für alle was dabei und alle können sich auf das meiste einigen. Ein Spagat, an dem sich schon unzählige Veranstalter selbst die Beine gebrochen haben.

Musik, Literatur, Film, Theater und Kunst: So steht es auf der Verpackung und das wird auch geliefert. Schon mal im Sand gesessen und einen Film geschaut, der über eine im Meer stehende Leinwand läuft? Genau – so machen die das beim Watt en Schlick. Und obwohl das alles ganz groß und gewaltig klingen mag, so ist die überschaubare Fläche mit täglich 4.000 Besucherinnen und Besuchern zwar gut gefüllt, an Platz mangelt es aber nicht. Gemütlichkeit ist angesagt – und zwar bis die Flut kommt und die Sonne untergeht. Festivalromantik halt. Auch wenn es mal wie aus Eimern schüttet und kurz unterbrochen werden muss. Musste ja gefühlt eh fast jedes Festival 2017, oder?

Höme Fotograf Till Petersen war dabei und hat diesen Urlaubsausflug für uns dokumentiert. In Form von Bildern, die Lust auf Sommer, Sonne, Strand machen und in Form von kurzen Interviews mit Gästen und Teilen der Orga. Viel Spaß damit, wir sehen uns 2018.

Malte (links) / 27 / Kiel
Unternehmensberater / 1. Mal Watt en Schlick

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»Womos und Autos werden nicht getrennt – man kann direkt neben seinem Auto zelten. Und die Duschen und Klos sind immer sauber, sogar am letzten Tag. Sehr gut! Zwar hat die Bändchenausgabe am Freitag echt lange gedauert, sonst würde ich aber alles genauso machen.«

Klaus / 28 / Varel
Informatiker / 4. Mal Watt en Schlick / 3. Mal Schlickrutschen

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»Dangast hat einen gewissen Zauber. Hier kann man Kraft und Energie tanken – und das auf einem Festival.

Meine Lieblinge hier sind Bilderbuch, Giant Rooks und Moop Mama. Für das nächste Jahr wünsche ich mir aber ein paar mehr soulige Acts. Das war mir dieses Jahr ein bisschen zu Hip-Hop lastig.«

Theresa / 31 / Bremen
Sonderpädagogin / 3. Mal Watt en Schlick

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»Ich bin hier, weil ich heimatverbunden bin. Dazu kommen das schöne Festivalgelände, die Auswahl der Musiker und ein familienfreundliches Programm mit Kunst und Musik.

Besonders freue ich mich auf Bilderbuch, Alice Phoebe Lou und alle kleinen Bands.«

Lisa / 25 / Bremen
3. Mal Watt en Schlick

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»Das Watt en Schlick ist schon zur Tradition für uns geworden. Das Watt und das kulturelle Erlebnis unterscheiden es von anderen Festivals.

Wenn ich das Sagen hätte, würde ich das Mitnehmen von Getränken erlauben. Danach sofort Queens of the Stone Age buchen.«

Eva / 61 / Varel
Sozialpädagogin / 2. Mal Watt en Schlick

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»Hier kommen Heimatgefühle hoch. Man feiert hier mit allen Altersklassen zusammen in friedlicher Stimmung, genießt die Natur und das abwechslungsreiche Kulturangebot. Es hat einen familiären Charakter und jedes Jahr lerne ich neue, gute Bands kennen.

Besuche ich noch andere Festivals? Nein, das hier reicht mir. Ich habe aber noch Karten für ein Udo Lindenberg Konzert.«

Wie bist du auf die Idee zum Watt en Schlick Fest gekommen?
Ich habe 15 Jahre hier im Kurhaus gearbeitet. 2012 kam die Idee und 2014 haben wir es dann zum ersten Mal organisiert und veranstaltet. Davor war ich noch nie auf einem Festival.

Das Beste an deinem Job?
Unser Team ist ein Traum. Das ganze Team funktioniert und alle hier sind sehr dankbar.

Das Schlimmste?
Wenn Vorstellungen nicht umgesetzt werden können.

Auf welche Künstler freust du dich?
Natürlich auf alle! Aber am meisten auf Jamie Lidell und Bilderbuch. Die haben auch Bock, das sieht man an den Auftritten.

Till / 35 / Bremen
Gründer und Festivalleiter

Wie bist du zum Watt en Schlick Fest gekommen?
Till war mein Dozent im Kulturmanagement und hat für das Festival eine Praktikantin gesucht.

Das Beste an deinem Job?
Die Atmosphäre hier in der Natur und das Team. Samstagabends beim Headliner standen wir alle am Meer und haben fast Tränen in den Augen gehabt, weil wir so stolz auf das Festival und das Feedback der Besucher sind.

Das Schlimmste?
Viel zu wenig Schlaf, das merkt man aber irgendwie nie.

Auf welche Künstler freust du dich?
Bilderbuch. 2015 haben wir sie hier schon kennengelernt und jetzt kommen sie wieder.

Nadine / 30 / Bremen
Till’s Assistentin & Orga-Leitung

Was hast du gestern so gemacht?
Einen Live-Beitrag fürs Radio betreut, Interviews organisiert und Schorsch Kamerun Rhabarberkuchen gebracht.

Das Beste an deinem Job?
Gestern Abend saß ich beim Headliner am Meer und war einfach nur stolz, hier mitwirken zu dürfen. Diese Atmosphäre kann man nicht bezahlen.

Das Schlimmste?
Bei Anrufen nichts verstehen zu können und auf dem Handy-Display nichts zu sehen, wenn die Sonne scheint.

Auf welche Künstler freust du dich?
Lea Porcelain und Mavi Phoenix. Maeckes find ich auch total geil. Es gibt aber keinen Act, für den ich mich nicht begeistern kann.

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Sofie / 46 / Bremen
Presse + Programmtexte

Was gibt es für euch zu tun?
Kiosk-Verkauf bis 16 Uhr und dann Camping Kasse.

Das Beste an eurem Job?
Bands sehen und nette Leute kennenlernen.
Die Organisation entdecken und die Volunteer Pässe. Mit so einem Schildchen um den Hals fühlt man sich so wichtig.

Das Schlimmste?
Das Regenwetter am Donnerstag.
Gestern bin ich beim Rhabarberkuchen tragen hingefallen.

Auf welche Künstler freut ihr euch?
Bilderbuch

Victoria und Jorid / 18 / Bremen
Volunteers

Wie bist du zum Watt en Schlick Fest gekommen?
Mit dem Zug aus Berlin. (…) Achso, wie ich dazu komme. Ich komme gebürtig aus Bremen und Till ist ein alter Freund.

Was hast du gestern so gemacht?
Abends musste ich feiern. Davor habe ich beim Merch-Stand geholfen.

Und heute so? Abends wieder feiern?
Genau. Abends feiern und davor Merch-Stand.

Watt en Schlick Must-see?
Giant Rooks und Die Höchste Eisenbahn

David / 35 / Berlin
Watt en Schlick Grafik-Designer