Magazin

Indie-Disko und La Macarena

Erinnerungen vom Jenseits von Millionen Festival 2018


Eine Burg in Friedland, weniger als 1.000 Gäste, ein Campingplatz, der sich nach Wohnzimmer anfühlt und ein handverlesenes Line-up aus der Indie-Küche. Obendrauf noch leckeres Essen, verdammt angenehme Stimmung und sowieso eine rundum gemütliche Sache. Wer sich beim Jenseits von Millionen Festival nicht wohl fühlt, dem ist nicht zu helfen.

text Tim Wulff
redaktion Tina Huynh-Le
fotos Nina Sartorius

Die (zum Teil neuen) Organisator*Innen stecken 100% Liebe und Kraft in ihr schönes Festival. Und das schon seit 10 Jahren. Dies wird auch nicht mehr einfacher im Jahre 2018, wo die Festivalblase geplatzt zu sein scheint und es vor allem kleinere Indie-Festivals nicht leicht haben. 


Das Jenseits von Millionen besticht durch ein ganz tolles und sympathisches nicht aufgeregt sein. Das Festival zieht dich direkt bei der Ankunft in seinen familiären Bann. Fast versteckt hinter den großen Mauern der Burg Friedland befindet sich die Hauptbühne. Die Straße hoch liegt ein wenig versteckt der Campingplatz. Eine weite, noch vom dem heißen Wetter verschonte grüne Wiese mit Funkmast, in dem leider vor kurzem wohl der Blitz eingeschlagen ist. Deshalb gibt es bis dato nur für Menschen mit einem Handyvertrag der sehr teuren Art Kontakt zur Außenwelt. Spätestens bei dem Auftritt am Samstagabend von Gurr und ihrer Macarena Einlage zeigt sich das Problem: Erstmal wen finden, der den Song bei Youtube laden und abspielen kann.

Der Festival-Freitag startet erst gegen 17:00 Uhr, so dass genug Zeit bleibt, aus dem nahen Berlin anzureisen, ohne viel vom Festival zu verpassen. Da es einfach brüllend heiß ist, ist es daher nicht allzu verwerflich, wenn man noch ein wenig Zeit an den Seen rund um Friedland verbringt, bevor am späteren Abend UNS ihr Comeback auf dem Jenseits feiern und ihr neues Album vorstellen. Kurz darauf folgt Lea Porcelain, die jeder mal live erlebt haben sollte. 

Das Festival endet jeweils relativ früh, um 1 Uhr nachts. Dann wird geschlossen, BesucherInnen, OrganisatorInnen wie KünstlerInnen, in die nächst gelegene Jugendfreizeitstätte gepilgert. Kein Witz. Indie Disko ist nur einmal im Jahr. Oder hier in Friedland auch zweimal. 

Auf dem Weg zum lokalen Bäcker am nächsten Morgen erwischt man sich bei dem Gedanken, schon längst in das Dorfleben mit integriert zu sein. Umso schöner ist es doch, dass auch hier drei Konzerte am Festivalsamstag in der Kirche stattfinden. Charlotte Brandi spielt eine ihrer ersten Shows in der Kirche nach dem Aus ihrer Band Me and My Drummer. Bis zur letzten Bank sind die Plätze gefüllt, das passiert wahrscheinlich auch nur alle 365 Tage. Zwischen den Konzerten bleibt stets noch Zeit für ein sehr gutes Spaghetti Eis in der Eisdiele gegenüber der Kirche, bevor man Kala Brisella auf gar keinen Fall verpasst. Hier spielt das Thema Eis auch eine zentrale Rolle in Form von Deko auf der Bühne und Geschenken fürs Publikum. Durch den frühen Slot überlebt man vor der Bühne dank der Sonne schließlich auch nur durch irgendwas mit Eis.



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Zwei Dinge, die ich auch wirklich nicht vergessen mag zu berichten: Das Jenseits von Millionen hat eine schöne Tradition – Tombola. Ich gewinne nie. Aber viele andere! Und wer auch noch gewinnt, ist der Raise a Smile e.V. 

Der Verein anderes Festival e.V. veranstaltet nämlich genau genommen ein Benefiz Festival. Mindestens 2€ von jedem verkauften Ticket, sowie alles, was nach Abzug der Festivalkosten auf der Haben-Seite steht, wird gespendet. Das soll erstmal einer nachmachen. 

Festivalfinder

Jenseits von Millionen

02. & 03. August – Friedland, Brandenburg


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