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Mein einziges Hobby

Die Macherinnen und Macher vom Fuchsbau Festival (Teil 2)


 
 

interviews Johannes Jacobi
fotos Sascha Krautz

Mit Sextett und 400 Leuten in den See? Auch im zweiten Teil unserer Interviews mit dem Fuchsbau Team gibt es schöne Geschichten über Höhen und Tiefen. Den ersten Teil gibt es übrigens HIER.

 

Frederik / Eberswalde / 24 / 2. Fuchsbau

Was ist deine genaue Positionsbezeichnung beim Fuchsbau?
Bauen und Sägen.

Wie kam es dazu?
Meine Freundin hatte dieses coole Projekt und ich hatte Lust sie dabei zu unterstützen. Zu sehen wie 200 Leute eine Struktur aufbauen, die dann von vielen Leuten genutzt werden kann, fand ich ziemlich schön. So bin ich ins Team gekommen.

Was machst du im normalen Leben?
Ich studiere zur Zeit International Forest Ecosystem Management.

Was bedeutet das Fuchsbau für dich persönlich?
Irgendwas zwischen Freizeitspaß und intensiven Lernprozessen, die mich ziemlich viel Energie kosten. Dazu kommen aber die kulturellen Elemente und die Fragen, die wir hier bearbeiten. Das sind Fragen, die ich selber gar nicht so einfach beantworten könnte, deshalb finde ich es hier ziemlich cool.

Irgendwas zwischen Freizeitspaß und intensiven Lernprozessen.

Wie hast du das Fuchsbau 2016 bis jetzt erlebt?
Die Bühnen haben unglaublich gut funktioniert. Wir hatten auch zum ersten Mal eine richtige Mainstage, die ziemlich cool war.
Schlecht war eigentlich nur, dass ich gemerkt habe, wie schwierig die Kommunikation zwischen den verschiedenen Gruppen läuft. Gerade wenn die Gruppen aus unterschiedlichen Ländern kommen und unterschiedliche Sprachen sprechen. Außerdem ist es schade zu sehen, wie Leute sich verändern, weil sie mit dem Stress nicht umgehen können. Das kann sehr negative Auswirkungen haben.

Aus all den Jahren Fuchsbau, welcher Moment ist bei dir besonders hängen geblieben?
Wir sind hier ja nicht in Mecklenburg-Vorpommern oder Brandenburg, aber wir sind halt schon auf einem Dorf. Der durchschnittliche Dorfbewohner erwartet am Sonntagmorgen keine 250 Leute auf einem Feldweg und fährt dann vor Schreck schonmal in den Graben. Die 250 Leute haben das Auto aber auch wieder aus dem Graben heraus gehoben. Das fand ich richtig cool heute.

Patrick / Hannover / 26 / 5. Fuchsbau

Was ist deine offizielle Positionsbezeichnung beim Fuchsbau?
Ich kümmere mich mit Jannis zusammen um die Infrastruktur und Produktion. Außerdem bin ich für die Getränke-Gastronomie verantwortlich.

Was machst du im normalen Leben?
Ich studiere soziale Arbeit und mache Musik.

Könntest du dir vorstellen, das hier hauptberuflich zu machen?
Wenn ich davon leben könnte, dann ja. Eine gewisse Sicherheit wäre mir wichtig.

Was spielt das Fuchsbau in deinem Leben für eine Rolle?
Einen Monat im Sommer geht es nur um’s Fuchsbau. Trotzdem begleitet es mich das ganze Jahr, weil ich verschiedene Aufgaben erledigen muss. Es ist mir etwas sehr wichtiges – seit 5 Jahren bereits – es wird aber auch immer anstrengender. Gleichzeitig ist es aber auch ein bisschen Selbstverwirklichung. Ich mag planen und strukturieren total gerne. Vor allem zu sehen, wie alles klappt.

... ein bisschen Selbstverwirklichung ...

Wie ist dein Fuchsbau 2016 bis jetzt – mit Höhen und Tiefen?
Dadurch, dass wir größer geworden sind und jeder noch mehr Aufgaben erledigen musste, war es sehr anstrengend. Ich hatte Momente, in denen ging es mir ziemlich gut und ich konnte mich freuen, dass alles klappt. Es gab aber auch Momente, wo viele kleine Probleme zusammenkamen, die mich ziemlich belastet haben. Im Nachhinein betrachtet waren das aber gar keine Probleme, die einen so runterziehen sollten. Meistens lag es daran, dass man einfach übermüdet ist und man es sich vielleicht anders vorgestellt hat.
Das musikalische Programm fand ich super gut. Eines der besten Line-Ups bis jetzt. Mein Highlight war Sonntagmorgen „Africa“ von Toto als letztes Lied.

Und negativ?
Freitagmorgen. Da waren dann halt diese kleinen Probleme, die eigentlich gar keine waren. Das führte zur Überforderung, dann hab ich geheult und dann war wieder alles Ok.

Aus all den Jahren Fuchsbau, welcher Moment ist bei dir besonders hängen geblieben?
Der schönste Moment insgesamt war das zweite Fuchsbau. Da mussten wir innerhalb von einem Monat umziehen und das komplette Festival in einer off-location organisieren. Da war der schönste Moment das letzte Lied am Sonntagabend. Ich weiß zwar den Titel nicht mehr, aber wir lagen uns alle in den Armen, weil wir einen Monat lang durchgepowert haben. Ich meine, wir powern jetzt auch einen Monat lang durch aber inzwischen ist da ein bisschen mehr Routine drinnen.

Manche sind eingedöst, manche haben aufmerksam gelauscht und am Ende sind alle gemeinsam in den See gehüpft.

Corinna / Kiel / 27 / 5. Fuchsbau

Was ist deine offizielle Positionsbezeichnung beim Fuchsbau?
Akkreditierung und Backoffice.

Wie bist du zum Fuchsbau gekommen?
Christoffer hat aus Costa Rica eine Rundmail geschrieben, er hätte Lust, etwas festivalartiges auf die Beine zu stellen. Dann war nur noch die Frage, wer Bock hat. Ich hab ihn zwar für verrückt erklärt, aber ich war natürlich dabei.

Ihr kennt euch aus dem Studium?
Ne, aus dem Theater, da haben wir zusammen gespielt.

Was machst du im normalen Leben?
Ich studiere Deutsch und Philosophie.

Was bedeutet das Fuchsbau für dich?
Im Moment ist es mein einziges Hobby.

Könntest du dir vorstellen das hauptberuflich zu machen?
Ja, könnte ich. Das würde mir sicherlich Spaß machen, aber im Moment kollidiert das noch mit dem Studium und ist dementsprechend anstrengend.

Also haben die 300 Leute das Auto einfach aus dem Graben gehoben.

Wie hast du das Fuchsbau 2016 bis jetzt erlebt?
Wahnsinnig viele Leute. Gerade hier in der Akkreditierung habe ich das Gefühl, dass ich hier jeden Tag 400 Leute durchschleuse. Vom Programm habe ich leider gar nicht soviel mitbekommen. Ich fand es sehr bunt und die Abwechslung war sehr viel besser als in den anderen Jahren. Grundsätzlich werde ich von Jahr zu Jahr entspannter, auch wenn es größer wird und dadurch stressiger. Ich weiß mit jedem Jahr ein bisschen mehr, was ich tue.

Der schlimmste und der beste Moment bis jetzt?
Es gab dieses Jahr nicht einen wirklich schlimmen Moment für mich. Heute Morgen war es aber schon ziemlich krass, als ich realisiert habe, dass ich nicht schlafen gehen kann. Das war nicht so geil.
Ansonsten mag ich es sehr gerne, dass beim Fuchsbau immer so skurrile Sachen passieren: Heute morgen sind um die 300 Leute mit dem Sextett an den See gegangen. Auf dem Weg dahin haben sie ein kleines weißes Auto gesehen, das in den Graben gefahren war. Also haben die 300 Leute das Auto einfach aus dem Graben gehoben. Dann konnte die Frau weiterfahren, während die Leute noch eine Laola gemacht haben. Das ist für mich eine typische Fuchsbaugeschichte.
Außerdem habe ich es dieses Jahr geschafft mir einen halben Abend frei zu nehmen und ein bisschen zu tanzen, dass fand ich super.

Aus all den Jahren Fuchsbau, welcher Moment ist bei dir besonders hängen geblieben?
Im ersten Jahr gab es einen krassen Moment am Sonntag. Da wussten wir schon, dass wir das Ding reibungslos über die Bühne gebracht haben. Wir wussten auch schon, dass statt den angepeilten 300-400 Leuten 2500 Leute da waren. Wir haben uns nur angeguckt und konnten es gar nicht glauben. Gleichzeitig hat unser Headliner gespielt und die Sonne hat geschienen – im September übrigens. Da hatten wir zum ersten Mal das Gefühl, es geschafft zu haben. Davon gibt es auch ein Foto und das hängt bei mir zuhause an der Wand. Diese Momente machen für mich das Fuchsbau Festival aus. Wir feiern seitdem jedes Jahr beim letzten Act alle zusammen und das sind die schönsten Momente.

Christoffer / Leipzig / 24 / 5. Fuchsbau

Was ist deine offizielle Positionsbezeichnung beim Fuchsbau?
Projektkoordinator, aber schreib hin, was du willst.

Wie kam es zu der besagten Email, von der wir jetzt schon mehrmals gehört haben?
Ach geil, die E-Mail! Die E-Mail ist für mich gar nicht mal so der einschneidendste Moment, vielleicht war er das aber doch. Aus irgendeiner Laune heraus gab es mit verschiedenen Leuten aus Hannover die Idee, etwas mit Musik und Kunst zu machen. Anfangs stand noch die Idee im Raum irgendetwas zu Bauen, wo man dann im Sommer 6 Wochen Sachen macht. Irgendwann gab es dann ein PDF, welches wahllos an Leute geschickt wurde, die irgendwie spannend sein könnten. Daraus hat sich dann das erste Team zusammengefunden. Da kannten sich zwar auch schon viele, aber es waren auch alles Leute die Bock auf so ein Konzept hatten.

Im Vergleich zu der Idee, die du damals hattest, wie fühlt es sich jetzt an?
Es ist etwas ganz Anderes, irgendwie aber auch wieder nicht. Das Festival hat sich mit dem Team zusammen weiterentwickelt und das merkt man auch am Endprodukt.

Was machst du im normalen Leben?
Ich studiere Politikwissenschaften.

Was bedeutet das Fuchsbau heute für dich?
Eine Plattform um mich selber auszuprobieren und auszudrücken.

Könntest du dir vorstellen das hauptberuflich zu machen?
Klar kann ich das mir vorstellen.

Eine Plattform um mich selber auszuprobieren und auszudrücken.

Dein Fuchsbau 2016 mit Höhen und Tiefen?
Die Zusammenfassung ist auf jeden Fall „Höhen und Tiefen“! Beides sehr extrem. Zu den Höhen: Da gab es ein paar super schöne Momente, wie z. B. das Sextett, das zum Sonnenaufgang am See gespielt hat. Ganz tolle Gemeinschaftsstimmung. Schon mit 400 Leuten vom Festival aus, im Kanon singend, dahin zu spazieren. Manche sind eingedöst, manche haben aufmerksam gelauscht und am Ende sind alle gemeinsam in den See gehüpft. Das war einfach ein geiler Moment, so eine Stimmung kann man überhaupt nicht planen.
Ein anderer schöner Moment war bei den Diskussionsrunden. Wir hatten Leute von verschiedenen Universitäten aus England, den Niederlanden und Frankreich da. Die fanden sich so spannend, dass am Ende Handynummern und Twitteraccounts ausgetauscht wurden. Das habe ich schon als großes Kompliment empfunden. Wir sind im Großen und Ganzen super zufrieden damit, wie unser Programm angenommen wurde. Wir haben uns viel getraut und die Leute haben es angenommen.
Das zeigt doch, dass es solche Formate braucht und die Leute da auch Bock drauf haben.

Und die negativen Momente?
Wir dachten wir wären super gut vorbereitet – gerade bei unseren Diskussionsrunden. Dann sind aber viele unvorhersehbare kleine Sachen passiert, dass war total ärgerlich.

Nenn mal ein Beispiel.
Z. B. falsch geplante Shuttles, falsche Dateiformate, Schockmomente, weil Menschen nicht in den Zügen sitzen, aus denen sie hätten kommen sollen. Solche Sachen passieren halt einfach.

Aus all den Jahren Fuchsbau, welcher Moment ist bei dir besonders hängen geblieben?
Ich bin natürlich gerade ein bisschen dadurch beeinflusst, dass das Festival gerade stattfindet. Da muss ich direkt wieder an den Morgen am See mit dem Sextett denken.
Es ist aber auch ein Luxus sich Leute einzuladen, die man cool findet und mit denen Zeit zu verbringen. Was gibt es denn Besseres?
Aber bei 5.000 Leuten gibt es so viele Momente, die emotional so toll sind und die kriegt kein Schwein mit. Es ist aber auch ein bisschen schade, dass man das Festival nie so erleben kann, wie ein Besucher das eben kann. Es gibt zwar Überraschungseffekte, die sind dann aber ganz andere. Man steht dazu permanent unter Strom und ist dabei auch sehr verletzbar, weil eben viel schief gehen kann.