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Wacken Infield im Keller:

Ein Interview über die Miniaturausgabe des W.O.A.


 
 

text Johannes Jacobi
redaktion Tina Huynh-Le

Klar ist, dass Festivalkultur mehr kann als Alkoholexzess und laute Musik. Aber was genau denn eigentlich? Selten laufen uns so astreine Beispiele wie dieses über den Weg. Wenn Joachim und sein Schwiegervater sich nämlich mehrere Monate im Keller einschließen, um eine Miniatur-Version des Wacken Open Air Infields zu bauen, dann wird zumindest ein Teil der Frage beantwortet. Dann öffnet sich unser Herz und wir wissen: Wir sind nicht allein mit unserem Festivalwahnsinn.

 

Hallo Joachim. Bitte stell dich doch zum Einstieg kurz vor. Wie alt bist du, wo kommst du her und was machst du im normalen Leben?
Ich bin 44 Jahre alt, ursprünglich aus Kiel, wohn‘ mittlerweile in Schwerin und bin gelernter Werbekaufmann und Grafiker.

Wie oft warst du schon auf dem W:O:A und was fasziniert dich daran?
OFT… Es ist jedes Mal wieder eine Strapaze, aber das größte Familientreffen der Welt ist einfach immer wieder unbeschreiblich.

Wie kamt ihr auf die Idee für ein Miniatur-Wacken und wer ist daran beteiligt?
Mein Schwiegervater suchte nach einem neuen Projekt (kannst ja nicht den ganzen Tag Skat spielen), ihm war langweilig… Er hatte früher ‘ne riesige Eisenbahnanlage im Keller – nur mit Ü70 kannst du das nicht mehr machen… Also fragte er mich nach einem Motto, was man vielleicht in Angriff nehmen und umsetzen könnte. Ich sagte „WACKÖÖÖÖÖN“ – gesagt, getan. Nach einigem Hin und Her, ob das machbar sei, sagte er: „OK. Bekommen wir hin“.

Wie fängt man so etwas an? Das Gelände ist riesig und es gibt so viele Details. Hattet ihr Fotos als Vorlagen, entstand alles aus dem Kopf oder wie darf man sich das vorstellen?
Wir haben uns aufgrund der Größe dazu entschieden, nur das Infield mit dem ganzen Drumherum zu nehmen. Es muss ja nicht jedes einzelne Zelt dargestellt werden. Wir fingen gemeinsam an zu recherchieren, suchten uns Bilder und Luftaufnahmen aus dem Web und schauten dann, was es zu kaufen gibt und was irgendwie selbst erstellt werden muss.


Das Schlimmste war die Verkabelung.

Gab es bestimmte Dinge / Details, die ihr unbedingt mit drin haben wolltet, weil sie Wacken für dich/für euch ausmachen?
Nein, nicht wirklich. Wir haben uns das 2016er W:O:A zur Hilfe genommen – ja, ich weiß, da hießen die Bühnen noch nicht FASTER:HARDER:LOUDER – und mithilfe von Fotos, meinen Eindrücken und eben vorbenannten Luftaufnahmen das Ganze, so wie es jetzt da steht, zusammengebaut.

Was waren die größten Baustellen und musstet ihr auch wieder Ideen verwerfen?
Das Schlimmste war die Verkabelung. Wir haben ständig brüllend auf’m Boden gelegen, wenn mein Schwiegervater wieder am Fluchen war, weil mal wieder irgendwo eine Lötstelle gebrochen war oder irgendwas anderes nicht so wollte. In der Theorie ist ja immer alles so einfach! Ansonsten hat er aber alles so hinbekommen, wie er es sich vorgestellt hat und ich bin der Meinung, das Ergebnis kann sich mehr als sehen lassen.

54 Autos, 7 Wohnwagen, 1078 Personen

Hier kannst du gern mal alles an Fakten und Daten aufschreiben. Alles was dir einfällt von Arbeitsstunden, Kosten, Inhalten…
• Größe: 1,0 x 0,65 m im Maßstab 1:160, was Spur N entspricht
• Bauzeit ca. 120 Std in etwas über 3 Monaten
• 102 Beleuchtungseinheiten inkl. 2 „Lichtorgeln“ (meist LEDs, weil so gut wie wartungsfrei) über 2 Hochleistungstrafos (unter der Platte) „angetrieben“ sowie 2 elektronische Gleichrichter, weil manches eben nur über Gleichstrom und anderes nur über Wechselstrom betrieben werden kann
• 1 „Nebler“ unter der „Harder“ Bühne, welchen wir aber aus Sicherheitsgründen wieder abgeklemmt haben
• 54 Autos, 7 Wohnwagen
• 1078 Personen (viel Spaß demjenigen, der versucht, diese zu zählen… )
• 48 Bäume
• ca. 120m Verkabelung
• etwas über 500€ Materialkosten.

Das gute Stück gibt es inzwischen im Wacken-Store im Dorf zum Anschauen. War das von Anfang an der Plan oder wie kam es dazu?
Nee, der Plan war am Anfang einfach nur der Spaß an der Idee und ob wir das irgendwie zusammengefrickelt bekommen. Ich wollte das schicke Teil dann einfach ein paar Menschen zugänglich machen und hab‘ ein paar Bilder und ein Video in die Wacken Facebook Gruppe geschmissen und offensichtlich für ziemlichen Aufruhr gesorgt: Innerhalb kürzester Zeit waren über 1000 Likes für den Beitrag zusammen und ich bekam vom ICS eine Anfrage, ob wir es nicht irgendwo im Dorf ausstellen möchten. Tja, der Rest ist Geschichte und nun steht es dort und kann bis ins letzte Detail begutachtet werden.


Wie darf man sich den Transport vorstellen?
Ganz einfach. Auto auf, Wacken rein, Auto zu. Das Ganze ist ja gerade mal 1,0 x 0,65m groß.

Wird ab und an noch dran gearbeitet und erweitert oder seid ihr fertig?
Nö, das Teil ist für uns fertig. Klar könnte man hier und da noch an einigen Schrauben drehen, aber wir haben das Projekt für uns abgeschlossen.

2018 geht es sicher wieder aufs Festival? Worauf freust du dich am meisten und was fehlt aus deiner Sicht noch zum perfekten Festival?
Ja sicher! Freunde treffen, Mucke erleben und einfach ‘ne geile Zeit haben.
Das perfekte Festival will ich gar nicht erleben. Dann ist ja alles steril und nix passiert mehr… Ich nehm’s einfach, wie’s kommt.

Vielen Dank für deine Zeit und viel Spaß beim W:O:A 2018!
Danke für Euer Interesse! And don’t forget to Rock `n Roll!