text & fotos Christina Gilch
redaktion Isabel Roudsarabi
Zugegeben, wenn es um Festivals in Dänemark geht, haben wir von Höme ganz klar einen Liebling: das Roskilde. Doch unser Nachbarland hat noch einiges mehr zu bieten. Denn jedes Jahr Anfang Juni findet das Northside Festival im dänischen Aarhus statt. 2019 haben wir uns auf die Reise dorthin gemacht.
In etwas mehr als 4 Stunden erreicht man per Direktzug aus Hamburg die 280.000 Einwohner Stadt Aarhus. Was einen dort bei der Ankunft erwartet, wird man auch die nächsten Tage auf dem Festival spüren: das typische „Hygge“ Lebensgefühl. Es lässt sich einfach nicht anders beschreiben.
Alle sitzen draußen in der Sonne; in Cafés am Hafen oder in Parks. Eine bunte Mischung aus Familien und Student*innen, bewaffnet mit Decken, Getränken und kulinarischen Köstlichkeiten. Ganz nebenbei sehen natürlich alle ganz wundervoll unaufgeregt und gelassen aus.
Und ebenso glückselig werde ich die nächsten drei Tage mit meinem Leihfahrrad zum Festivalgelände durch Aarhus’ Innenstadt radeln. Man könnte aber auch einfach mit den öffentlichen Verkehrsmitteln oder zu Fuß dorthin kommen, denn das weitläufige Gelände befindet sich mitten im Zentrum. Einen Parkplatz für PKW’s gibt es ohnehin nicht, dafür aber die allergrößte Ansammlung von Fahrrädern, die ich je in meinem Leben gesehen habe.
Von Tag zu Tag wird es dann voller auf dem Gelände und trotzdem bleibt es herrlich entspannt. Es fühlt sich wirklich nicht so an, als würden hier mehreren tausend Personen, auf der mit Wimpelketten dekorierten Festivalwiese, sitzen und das, obwohl insgesamt rund 35.000 Menschen das Northside besuchen.
Die Aarhuser wissen aber auch, wie man so richtig feiert. Also wird das Bier direkt in Pitchern verkauft. Wer dazwischen eine kleine Stärkung braucht, um mit den trinkfesten Dänen mitzuhalten, der kann sich durch das reichhaltige Angebot schlemmen. Das Essen ist nicht nur unfassbar lecker, sondern zudem ausschließlich Bio und vieles obendrein regional.
Ein paar Dinge machen das Festival sogar noch ein bisschen herrlicher: Es stehen endlich mal ein paar Frauen auf der Bühne und die Inklusion von Menschen mit Behinderung scheint das normalste der Welt zu sein. Außerdem ist das Northside in wirklich jeder Hinsicht ein „grünes“ Festival. „Lead the way“ steht nämlich nicht nur als Aufdruck auf den Westen der Müll-Sammel-Crew, sondern bedeutet viel mehr:
„Lead The Way ist unser Mantra und durchdringt alles, was wir tun. Es verwaltet Entscheidungen über Beschaffung, Investition, Geschäftspartner, Dekor, Ressourcenmanagement, Wohltätigkeit und die Lieferung von Bio-Lebensmitteln und Getränken während des Festivals.“
Zaubern lernen kann man übrigens auch. Ach ja, und ein paar fantastische Künstler*innen spielen ebenfalls: Bon Iver, Major Lazer, Tame Impala, Kurt Vile & The Violators oder Tove Lo zum Beispiel.
Das einzige, was man vielleicht im Kopf behalten sollte ist, dass die Preise auf dem Festival (wie allgemein in Dänemark) nicht gerade für den schmalen Geldbeutel sind. Dafür ist das Angebot aber wirklich hervorragend. Außerdem kann eine Regenjacke selbst im Sommer bei unseren nordischen Nachbar*innen nicht schaden. Doch meistens lässt sich nach einem Regenschauer direkt die Sonne wieder blicken. Dafür wird dann auch gleich einmal lautstark applaudiert – und natürlich angestoßen.
Wer nun immer noch nicht komplett überzeugt ist, dem sei versprochen, dass das Northside das hübscheste Festival überhaupt ist. Denn alles von der Dekoration bis hin zum Publikum sieht typisch nordisch wunderschön aus. Also los geht’s und Skål, Northside!